Als ich
nach einen 9 stündigen, schlaflosen Flug um 13 Uhr in Frankfurt ankam, wurde
meine Laune durch die Aussicht auf ein erstes Wiedersehen ungemein aufgehellt.
Eine sehr
sehr gute Freundin wird neun Monate in Neuseeland verbringen. Und da man ja in
jeglichen Lebenslagen immer versuchen soll, sich auf das Positive zu
konzentrieren, haben wir uns gefreut, dass wir zwischen unseren jeweiligen
Flügen ein bisschen Zeit gemeinsam verbringen konnten, anstelle uns darüber zu
ärgern, zwei Jahre ohne einander auskommen zu müssen.
Und in
Anbetracht vieler Lebensweisheiten, wie sagt Oscar Wilde nicht so schön?...
werden wir mit dem Bewusstsein, auf der anderen Seite der Welt jemanden zu
haben, dem man dafür im Herzen nahe ist, auch die zwei Jahre überleben.
"The most beautiful discovery true friends make
is that they can grow separately without growing apart."
So wurde
ich also am frühen Nachmittag von Marie samt Eltern, Schwester und Freund am
Flughafen mit offenen Armen im Empfang genommen.
Wir haben
die Möglichkeit genutzt, die Frankfurter Innenstadt zu besichtigen, da ich dort
noch nie war kam mir das natürlich entgegen.
Ich machte
wahrscheinlich den Anschein, gerade vom Mond gelandet zu sein und das erste Mal
europäischen Boden unter den Füßen zu haben. Die authentischen Fachwerkhäuser
bestaunte ich mit offenem Mund und ich konnte es gar nicht erwarten, den
wunderschönen Dom zu besichtigen.
Auch so auf
der sozialen Ebene kam ich mir ungemein fremd vor. Ich wusste gar nicht, wie
ich mich verhalten sollte, mich bewegen... das war ganz unwirklich irgendwie.
Es fing schon damit an, dass mich beim gnadenlosen Auspacken über dieses und
jenes mitten in der Fußgängerzone einfiel, dass mein Gegenüber ja nicht mehr
die einzige Person ist, die meine Sprache spricht...
Allein das
Kaffee bestellen überforderte mich, ich wusste gar nicht so Recht, wie ich
meine Bestellung formulieren sollte und kam dadurch ganz schön ins Stottern.
Es war so
schön, Zeit mit Marie zu verbringen und es kam mir vor, als wären wir nie
getrennt gewesen. Auch ihre Familie finde ich unglaublich sympathisch und
es war interessant, daran erinnert zu werden, wie man sich vor dem Abflug
und Aufbruch ins Ungewisse fühlte.
Ich bin
froh, dass bei mir alles reibungslos klappte, bei so einer großen Sache kann
natürlich auch einiges schief gehen, wie mir an dem Tag vor Augen gehalten
wurden...
Sobald wir
uns mit dem Auto wieder dem Frankfurter Flughafen nährten, erreichte Marie ein
Anruf. Und wie sie diesen empfing und dem Anliegen ihres Gesprächspartners
lauschte, verfinsterte sich ihre Miene von dem einen auf den anderen Moment.
Der Flug
nach Dubai wäre gecancelt und die Maschine würde erst am nächsten Morgen starten,
womit dann auch alle weiteren Anschlussflüge verpasst werden würden.
Angekommen
am Flughafen; Chaos.
500
Passagiere, unzählige davon Austauschschüler standen mit ihrem Gepäck am
Schalter und wussten nicht wohin mit sich.
Lange Rede
kurzer Sinn; zwei Stunden und unzählige verzweifelte Gespräche später sollte
ein Shuttle kommen, um die Passagiere in ein naheliegendes Hotel zu
chauffieren.
Soweit, so
gut. war alles irgendwie blöd gelaufen, aber was soll man machen, dann
verabschieden wir uns eben am Bus von ihr.
Nach dem
emotionalen Part machten wir uns auf den Rückweg zum Auto, und wie wir so aus
dem Parkhaus hinausfuhren erreichte uns erneut ein An-/ Hilferuf.
Maries
Portemonnaie befand sich noch in der Handtasche ihrer Mutter, sie selbst
sich allerdings schon im Hotel. Dieses war auch noch überfüllt, so dass es
keine Kapazitäten für die 500 vermeidlichen Fluggäste mehr zur Verfügung hatte.
So ergab es sich, dass Marie wieder zum Flughafen zurück düste, wo wir sie
aufsuchten.
Es zog sich
noch eine Weile hin, bis ein alternatives Hotel gefunden wurde, was natürlich
die Möglichkeit bat, mehr Zeit mit Marie zu verbringen.
Als dann
alles erledigt war und wir uns erneut alle von Marie verabschiedeten, ging eine
Durchsage durch das Gebäude... der dazugehörige Passagier möchte bitte umgehend
seinen schwarzen Handgepäckskoffer vor der und der Tür abholen. Denke ich mir
natürlich nichts weiter bei, "gut, dass wenigstens der Kopf angewachsen
ist."
Bis sich
Maries Vater auf den Weg Richtung Restaurant machte, um mal zu schauen was
so im Angebot ist. Dieses ganze hin und her machte natürlich hungrig.
Als er auf
dem Rückweg war kamen wir alle ins Stutzen. Er musste einmal außen um das
Flughafengelände zurückgehen, um an unseren Standort zurück zu gelangen, da das
halbe Gebäude abgesperrt und von mit Maschinengewehren bewaffneten Polizisten
umzingelt... Bombenwarnung...
Willkommen
zurück in Europa...
Zumindest
machten wir uns natürlich so schnell wie möglich auf den Weg zum Auto, um das
Flughafen Gelände zu verlassen. Vorbei an den in der Luft stehend abwartenden
Maschinen in Richtung Heimat...
Nach über
dreißig Stunden ohne Schlaf konnte ich meine Augen kaum noch offen halten, so
dass ich die Autofahrt überwältigt von Gefühlen vor mich hin schlummerte.
Aufmerksam
wurde ich dann, als wir von der Autobahn abfuhren und ich bekannte Lichter zu
sehen bekam. Ich finde es immer schon komisch, wenn man aus dem Urlaub wieder
kommt und dann auf dem Heimweg ist, aber in dem Moment...
Als wir
dann in meinen Ort hineinfuhren wurde es noch krasser, alles kam mir so surreal
vor.
Als wir
dann auf unseren Hof fuhren war es vollkommen vorbei mit mir.
Ein
"welcome back to Home" Plakat, welches meine Nachbarn liebevoll
gestalteten erwartete mich an unserem Scheunentor. Welcome back in der
deutschen Grammatik.........
Als mir
dann mein Papa entgegenkam und ich ihm nach 10einhalb langen Monaten endlich um
den Hals fallen konnte flossen die Tränen und alle anderen Sorgen und
Aufregungen fielen von mir ab.
Es ist doch
schön, wieder zu Hause zu sein!
Und indem
ich persönlich mein Buch 'Auslandsjahr' jetzt zuschlage, öffnet sich Marie's
gerade erst. Ich wünsche dir, meine Liebste, dass es mit genauso voll mit Liebe
und Erfahrungen beschrieben wird, wie es meins wurde.
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