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how to become vancouverish

fangen wir mal bei den Äußerlichkeiten an:
  • Piercings. Dazu gibt es nicht viel zu sagen. Jede zweite Mädchennase in der Schule ist gepierct.
  • trag durchgängig Birkenstockschuhe. Im Herbst mit Wollsocken, im Januar dann im Fitnessstudio.


(und nein, ich spreche nicht von Senioren und Umweltschützern. Ich spreche von den Mädels, die mit mir im Unterricht sitzen und neben mir Sport machen.) Okay, aufgrund des Vancouver-Rain's sind auch Blunderstone und Hunter Boots erlaubt. Nur bitte keine Timberland und Ugg Boots, denn damit wird sich direkt als Austauschschüler geoutet.

  • Yoga-pants. Du wiegst mehr als die Bären hier und kannst keine Sekunde auf einem Beine stehen? Egal. Jeder trägt Yoga-pants. Wer coolheitstechnisch noch einen draufsetzen möchte, investiert in fesche Exemplare von Lululemon oder trägt wenigstens eine Einkauftute davon mit sich herum.
  • Allgemein würde ich die Alltagsmode als mindestens causal bezeichnen. Wenn nicht als "Ich-bin-vor-drei-Minuten-aufgestanden", Hauschschuhe und XXL-Pullis sind in der Schule normal und der monatliche "Pyjama-Day" scheint vielen auch zu selten zu sein.
  • Jede Medaille hat zwei Seiten; PARTIES. Auf der ersten Houseparty bin ich mit Jeans und Lederjacke erschienen. Ist gut, sagste? Dann hast du die Mädchen noch nie gesehen. Bei dem Aufwand der betrieben wird kann ich verstehen, wieso nicht jedes Wochenende einen drauf gemacht wird, dazu jetzt, mit den alltäglichen Aspekten:
  • Es wird nicht jedes Wochenende Party gemacht. 24|7 stoned, das ist okay. Aber sich 'abschießen'? Das ist etwas Besonderes. Auf dem 17. Geburtstag eines Kanadiers ereignete sich folgende Situation: Wir sitzen mit ein paar Leuten am Tisch, inklusive Mutter. Der Sohn rollt seinen ich-weiß-nicht-wie-vielten Joint. Neben ihm ein angefangendes Bier. Reaktion einer deutschen Mutter? Man steckt wahrscheinlich schneller in einer Entzugsklinik, als dass man "high" sagen könnte. Ziemlich entrüsteter Kommentar der kanadischen Mutter: "Du trinkst aber nicht die ganze Dose Bier alleine aus, haben wir uns verstanden?" Welcome in Canada. 

(desweiteren wird wirklich IMMER aus diesen coolen roten Plastikbechern getrunken)
  • Bezüglich Alkohol sind viele Eltern hier sehr sehr streng. In meinen Augen geht das in eine total falsche Richtung. Ich meine, man lässt doch die fast erwachsene Tochter lieber einen Schluck Wein probieren, als dass sie sich in geheimer Mission an der Minibar der Eltern hochprozentiges in eine blickdichte Flasche füllt. Richtig, trinken in der Öffentlichkeit ist JEDEM untersagt, wirft einen auch in größeren Truble als mitten in der Stadt einen Joint zu konsumieren.
  • Weiterer Kritikpunk an die Erzeuger und Erziehungsberechtikten; Sexualität. Nur weil man darüber weder in der Schule noch von euch selber informiert wird, bedeutet das nicht, dass eure Kinder hinter dem Mond leben. Eure Kinder sind aufgeklärt, es wird schon nichts passieren wenn ihr sie bei ihrem Freund übernachten lasst oder sie wenigstens tagsüber die Zimmertür schließen dürfen!
  • Apropos "Verklemmtheit" kommen wir wieder zu der Geburtstagsfeier zurück. Wer als weibliche Person schon mal auf der ein oder anderen Party in Deutschland unterwegs war, und ich bin mir sicher, jeder, weiß wie das ist mit den testosterongesteuerten Jungs... Und hier, weder ein "Hi, ich bin...", noch ein Versuch zum Gesprächsaufbau. Nicht mal einen Platz haben sie uns angeboten. Und ich hoffe es wird mir nicht übel genommen, wenn ich behaupte, dass es unattraktivere Mädchen gibt, als meine Freundin und mich. WARUM SIND KANADISCHE JUNGEN SO SCHÜCHTERN?
  • Überall anders wo man auflauft, von Lehrerzimmer bis Geschäft bis Skilift, wird man mit einem "Hi, how are you?" begrüßt. Und nein, die Person will nicht wirklich über das verstauchte Bein deiner Katze hören. Antworte einfach mit "gut"! (Alles andere ist ziemlich ungewöhnlich aber eine Erfahrung wert. Als meine Skier falsch eingestellt waren und ich völlig verzweifelt in der Ausleihe ankam, weil ich das Schrauben aufgegeben hatte, antwortete ich klar raus mit "pretty bad!" Wozu das führte? Der Chef kam angeeilt und ich hatte den ganzen Tag kostenloses Vergnügen mit den ausgeliehenden Skiern.
  • Die Leute hier sind eh besonders freundlich. Ich meine, wo sonst bedankt man sich täglich vernünftigerweise bei Lehrern und Busfahrern? Und sowieso, ein Blick auf die Geschichte Kanadas sagt doch schon alles.
  • Allgmein, Kanadier lieben Ski fahren, und Hiken (mein erstes Date hier entsand auf einem "Hey, wieso wandern wir da nicht mal hin und danach lade ich dich zum Sushi essen ein?" Kanadier lieben Sushi! Und alles was süß ist. Und Tim Hortens! Und healty-lifestyle und Yoga und Kajaken. Und die Leute in meiner Gegend sicherlich auch ihren Lebensstandart
  • der jährliche Urlaub befindet sich auf Hawaii, und zwar regelmäßig. Oder Mexiko, auch beliebt. In Japan war auch schon jeder (obwohl Japan ja persönlich hier ist) und da gibt's dann auch die Tante in Europa und den Opa auf Neuseeland und jeder war eh schon mal in Frankfurt.
  • Immobilien. Wer je über eine Investition in Deep Cove nachgedacht habe, weiß wovon ich spreche. Unter 'ner Million lauft da nichts (außer des Wassers, das ist kostenlos im ganzen Staat, nur by the way). Und Meerblick ist willkommen. Und ein Pool, und eine Garage für den riesen Truck und den fancy Sportwagen. Und als hätten die Familien hier noch nicht genug Kinder, ein Zimmer und Bad für den Austauschschüler, der gehört wohl zum Leben in Vancouver dazu.
  • Was ich aber den kanadischen Jungs und Mädels zu Gute halten muss, wenn sie nicht gerade lernen, Hockey gucken oder in einem ihrer Sportteams aktiv sind gehen alle arbeiten, Von Starbucks über Bibliotheken bis zum Kino, irgendwie verdienen sie sich alle ihr eigenes Geld, find ich klasse!

Und nein, kein Grund zur Sorge. Ich denke mir immer noch ein "guten Appetit" wenn alle sobald sie am Tisch sitzen einfach anfangen zu essen und sehne mich immer noch nach gemütlichem Sonntagsfrühstück in Deutschland. Zusammensitzen und aufeinander warten? GIbt's hier nicht. Wer zu erst aufwacht macht sich zuerst sein Oatmeal und fertig ist der Brei.


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