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Highschool

Es ist Freitag und ich habe die erste Schulwoche hinter mir. Das heißt, Dienstag hatten wir nur eine Stunde, wir haben unsere Stundenpläne erhalten und es wurden Fotos von uns gemacht. Mittwoch, Donnerstag und Freitag hat der Unterricht dann richtig begonnen.

Klassen wie in Deutschland gibt es hier nicht, jeder Schüler wählt seine Wunschfächer und bekommt einen individuellen Timetable. Ich habe meine Kurse in drei verschiedenen Jahrgängen, weil wir in Deutschland weiter im Stoff sind. (Zumindest in der Theorie.)
Mein Stundenplan ist ganz nach meinen Vorstellungen. Ursprünglich habe ich -natürlich durch und durch bildungsorientierter Mensch- Englische Literatur gewählt. Stattdessen bin ich in Lebensmittel und Ernährung, was mich ja auch interessiert, gelandet. 
So habe ich also an einem Tag Biologie 12, Französisch 12, Theater 11 und Ernährung 10. Am zweiten Tag folgt Englisch 11, Mathematik 11, Sport 11 und British Culumbia Culture. Die beiden Tage welchseln sich sowie die Reihenfolge der jeweiligen Fächer ab.Die Klassen machen mir im Gegenteil zu dem Unterricht in Deutschland noch echt Spaß. 




So wird also im Unterricht nicht geschlafen und sich über Lehrer aufgeregt, sondern gegessen, am Handy gespielt und Witze mit den Lehrer gemacht. 

Die Lehrer sind hier so lustig und hilfsbereit, statt des Verhaltens während Klassenarbeiten erklären sie uns, wie wir die Kaffemaschiene und Teestation in ihrem Klassenraum funktioniert.
Viele Kurse in Jahrgang 11 und 12 sind trotzdem recht anspruchsvoll, vorallem weil es mir manchmal noch schwerfällt, in Englisch die richtigen Worte zu finden. Aber ich wäre nicht ich, würde ich mir einen besonders großen Kopf um die Schule und Klausuren machen.



Und jetzt zum interessanteren Teil, dem "wie läuft es so mit dem Freunde finden, Lissy?"

Das läuft nämlich alles andere als geplant. 
"Geh lieber nicht nach Vancouver, da sind soo viele andere Austausschüler", habe ich noch im Ohr. "Macht nichts", dachte ich mir, ich spreche einfach direkt die Kanadier an. Wenn das mal so einfach wäre..
Man muss sich vorstellen, in jeden Kurs sitzen um die 3-5 Deutschen, daneben eine Hand voll Brasilianer, alle gleichermaßen offen und darauf bedacht, Leute kennenzulernen. Und was ist dann der bequemste Weg? Man freundet sich mit den Menschen an, die sich in der selben Situation befinden, die selben Ziele verfolgen und im "Idealfall" noch die selbe Sprache sprechen. Na klar.



Ich habe schon sooo viele tolle Menschen aus Deutschland und anderen Ländern hier kennengelernt, damit hätte ich nicht gerechnet.

Nur bin ich in der Situation, dass ich A) im Gegensatz zu den meissten Anderen für ein ganzes Jahr hierbleibe und B) sehr wohl daran interessiert bin (auch im Gegensatz zu -anscheinend- Vielen), Kanadier kennen zu lernen. Dieses ist aber gar nicht so leicht, wie ich es mir vorgestellt habe. Na klar, alle sind unglaublich freundlich und sympathisch, aber man hat das Gefühl, die meisten Leute von hier wären einfach nicht daran interessiert, Austausschüler kennenzulernen. 
Aber eigentlich ist das ja genau die Challenge die ich wollte. Niemanden kennen, nicht "ahh die Lissy!" zu sein und selbst auf die Menschen zugehen zu müssen. 
"Keine Chance doch wir haben sie genutzt"
Als ich der Frau von meiner Organisation erzählte, ich würde mich nachher mit Kanadiern treffen, antwortete sie anerkennend, dass hätten manche Schüler im ganzen Jahr nicht hinbekommen.



Ich bin trotz allem ganz zuversichtlich und sicher, mit ein bisschen Überwindung und Vertrauen in mich noch einige Leute von hier kennenzulernen, sodass ich nicht jeden Nachmittag mit "Also in Deutschland..."-Unterhaltungen rumkriegen muss.

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