Der Weg nach Rom verging wie im Fluge und in Italien überkamen mich abrupt Glücksgefühle, primär weil ich seit Wochen mal wieder die Gelegenheit hatte, meine Sonnenbrille aufzusetzen und sekundär weil allein schon das Vorbeischlendern an italienischen Männern jederfraus Ego wieder aufbessert.
Nach anfänglichen Orientierungsproblemen, leeren Handyakkus und schlechten ersten Eindrücken von den Italienern, die mich nirgends mein Handy aufladen ließen kamen wir dann doch irgendwie, irgendwann in unserem Apartment an.
Und was ist unserer Tradition nach die erste Amtshandlung, wenn wir an einem neuen Ort ankommen? Richtig; wir hielten Mittagsschlaf.
Als wir ein paar Stunden später wieder erwachten und realisierten "Hey Girl, we're in Rome right now!", ging es schnell raus aus dem Bett und rein in das Getümmel der italienischen Hauptstadt.
Nachdem wir die Gegend um unser direkt auf dem Piazza di San Maria Maggiore gelegendem Apartment erkundigten, war es natürlich an der Zeit für Pizza, Wein und Eis. Diese drei Komponenten würden übrigens mein Hauptnahrungsmittel für die Woche darstellen.
(sorry Bikinifigur)
Die Eisdiele, welche wir zufällig entdeckten, verkaufte Zucker-, Milch-, und Glutenfreies Eis und wurde dadurch zu einem tägliches Muss für uns. Bei 2,50€ für 2 Kugeln war das Gelato für Rom-Verhältnisse sogar ein willkommendes Schnäppchen.
Wir probierten uns durch Sorten von Kürbis, über Terracina Erdbeeren mit Weißwein und Zitrone, über Grapefruit mit Ingwer und karamellisierter Zitronenschale über schwarze Oliven mit Martini.
Ein großer Vorteil Roms gegenüber anderen Städten ist, dass jegliche Sehenswürdigkeiten zu Fuß zu erreichen sind. Wobei es ganz nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel" alle paar Meter etwas zu entdecken gibt, was uns oft genug vergessen ließ, wo wir ursprünglich hinwollten.
Allerdings muss an einer Stelle gesagt werden, dass die Verkehrsverhältnisse in Rom, nun ja, tödlich sind. Jeder fährt wie er möchte, ob da nun ein Zebrastreifen oder Fußgänger vor einem sitzt... Hauptsache die Pizza wird nicht kalt. Dadurch entschieden wir uns auch schnell gegen unseren ursprünglichen Plan, mit einem Retro-Roller die Stadt zu erkunden, da uns unser Leben doch zu sehr am Herzen lag.
Nach etlichen Zwischenstopps an historischen Kirchen und versteckten Hinterhöfen kamen wir dann doch beim Trevi-Brunnen an, wo es von Touristen nur so wimmelte.
Rechts von dem berühmten Foto-Motiv findet man ein kleines Becken, den Liebes-Brunnen. Dem Glauben nach würden Verliebte, die von dem Wasser trinken einander nie betrügen. Einer weiteren Sage nach sollten Frischverliebte ihre Hand in den "Bocca della Veritá" in der Vorhalle der Santa Maria in Cosmedin stecken und "ti amo" sagen, um ihre Liebe zu beweisen.
Soviel also zum Thema, Paris sei die Stadt der Liebe...
Vom Trevi-Brunnen war es nicht weit zum zweiten "Must-Do" und nicht weniger berühmten Fotomotivs, der berühmtesten Treppe Europas. Einst war die Spanische Treppe Kulisse in Audrey Hepburns "Ein Herz und eine Krone", heute wimmelt es nur so von Touristen.
Das Erklimmen der 138 Stufen lohnt sich allemale, den oben angekommen findet man eine schöne Kirche sowie einen atemberaubenden Blick über Rom.
Den durch viele Erlebnisse geprägten Tag haben wir mit Pizza und Wein beim Italiener ausklingen lassen .(Ach echt?)
Nachdem wir unseren großen Pizzen verspeist und dadurch ein ebensogroßes Lächeln auf dem Lippen hatten, brachte der Kellner uns zwei weitere -große- Gläser Wein "auf's Haus", was alle anfänglichen Unfreundlichkeiten der Italiener wieder gut und Maddie und mich noch glücklicher als wir ohnehin schon waren machte.
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg in die Vatikanstadt, dem kleinsten anerkannten Staat der Welt, um dem Papst einen Besuch abzustatten. Die kilometerlange Schlange vor dem Petersdom wirkte allerdings so abschreckend auf uns, dass wir den Gedanken schnell über die Steinmauern warfen und uns das Ganze lediglich von außen ansahen.
Es empfiehlt sich also definitiv, entweder früh aufzustehen und vor der Öffnung um 7 Uhr schon da zu sein oder "Skip the Line" Tickets ab 30€ entweder online oder an Kiosks vor Ort zu erwerben. Denn die Zeit in Rom ist viel zu schade, als dass sie stundenlang in Schlangen verbracht werden sollte. Aber auch wenn man den Petersdom oder Vatikan an sich nicht besichtigt, bietet das Viertel wunderschöne Möglichkeiten Bummeln und Essen.
Anschließend haben wir uns auf den Weg zu einem Museum gemacht... Dort kamen wir allerdings nie an. Un dies lag ausnahmweise auch nicht an meiner schlechten Orientierung sondern einzig und allein daran, dass der Weg dorthin einfach zu viel zu bieten hatte. Nachdem wir schöne "Basilica's" und Boutiquen entdeckten, bemerkten wir plötzlich ein wunderschönes Bauwerk zu unserer Rechten.
Da wir ja mehr oder weniger zufällig auf das Gebäude trafen, trauten wir uns nicht, nachzufragen um was es sich denn überhaupt handele.
Später stellte sich der Palast als "Altar of the Homeland" Roms heraus, welcher ein König Viktor Emanuel dem 2. gewidmetes Nationaldenkmal ist.
Das Denkmal konnte kostenlos besichtigt werden, der gewonnene Ausblick über Rom ist allerdings unbezahlbar. Von dem Balkon aus erhaschten wir unseren ersten Blick auf das Kolosseum, was die Vorfreude darauf um einiges vergrößerte.
Und als ob das nicht schon alles schön genug gewesen wäre, stand am Abend ein weiteres Highlight an; wir trafen uns mit Vittoria, einer gemeinsamen Freundin die für ein halbes Jahr auf unsere Schule in Vancouver ging.
Es war wunderschön, wieder mit dem "French Squad" vereint zu sein und da Vittoria gerade mitten in ihrer Klausurenphase steckte, kam natürlich auch das Thema Schule nicht zu kurz. Wir haben die verschiedenen Schulsysteme verglichen und sooft ich mich auch über das deutsche beschwere; eigentlich können wir uns glücklich schätzen. Natürlich stehen wir hier auch unter Druck, allein schon weil wir, anders als in Kanada, in verschiedene Schulformen "aufgeteilt" werden und sich das studieren ohne Abitur komplizierter gestaltet. Aber hey, immerhin müssen wir die Wochen vor und um das Abitur nicht mehr regelmäßig die Schule besuchen, um uns auf's Lernen zu konzentrieren und haben Samstags frei, davon können die Italiener nur träumen.
Da Vittoria also am nächsten Tag zur Schule musste, konnte sie uns leider nicht auf unsere freitagabendlichen Cocktails begleiten, welche sich als die besten Margaritas meines Lebens herausstellten.
So, mit italienischen Kellnern geflirtet, Trevi-Brunnen und Spanische Treppe ausgecheckt, Pizza und Pasta gegessen... Was fehlt noch zu einem ausgefüllten Rom-Urlaub? Richtig, das Kolosseum.
Und dieses stand für meinen letzten Tag auf der imaginären To-do-Liste,
Selbstverständlich hatten wir aus unseren vorherigen Erfahrung bezüglich der Touristenanstürmen gelernt, daher wurde der Wecker auf 7 Uhr gestellt.
"ohhh ich kann nicht aufstehen", dachte ich mir und drehte mich, unter dezenten Kopfschmerzen leidend, wieder um, während Maddie -ihre Weckversuche scheiterten- ins Bad verschwand. Eine halbe Stunde später kam sie zurück ins Schlafzimmer "Hey Lissy, do you wanna go to the Colosseum or not?" und bevor sie überhaupt mit einer Antwort hätte rechnen können, sprang ich aus dem Bett und schlüpfte -auf gutes Wetter hoffend- in meinen Rock.
Zehn Minuten später befanden wir uns mit Croissant und Espresso to go auf dem, von unserem Apartment sieben Minuten langen Weg zum antiken Amphitheater.
Neben den Recherchen über Gladiatorenkämpfe und römische Architektur war die Sache mit dem "Coffee to go" wohl das wichtigste, was ich an dem Tag lernte...
Bestellt man in Rom nämlich einen normalen Kaffee, bekommt man -auch wenn man 10 Minuten lang versucht seinen Wunsch zu äußern- grundsätzlich einen Espresso. Demnach handelt es sich auch bei einem Caffé Macciato um einen Espresso mit einem Löffel aufgeschäumter Milch.
Uns deutschen Pladder-Kaffee-Trinkern bleibt also nichts anderes über, als uns den "Caffè" im wahrsten Sinne des Wortes zu versüßen oder uns an einem Caffè lungo beziehungsweise Caffè allungato zu versuchen, bei dem es sich um mit heißem Wasser verlängerten Espresso handelt.
Dabei sollte man sich wohl für Möglichkeit eins entscheiden, sei denn man ist bereit, Skepsis und verachtende Blicke der Italiener zu ernten, die nach dem ungeschriebenden Gesetz " Il caffè, per esser buono, deve essere nero come la notte, dolce comme l'amore e caldo come l'inferno" leben. Dieses besagt, dass ein guter Caffè schwarz wie die Nacht, süß wie die Liebe und heiß wie die Hölle gehört.
Ebenso wie in Frankreich empfiehlt es sich übrigens, den Cafè im Sinne des Geld Sparens an der Theke zu genießen, da neben den 1,50 andernfalls noch Kosten für den Sitzplatz anfallen.
Soviel also über die wichtigen Dinge, kommen wir nun zum Kolosseum, da sprechen die Bilder für sich.
Da wir die noch vor den Öffnungszeiten da waren, hatten wir Glück und konnten die Ruhe vor dem Besucheransturm genießen. Für Minderjährige ist der Eintritt übrigens frei, so wie er es früher für alle Bewohner Roms war.
Ich muss zugeben, es ist ein ziemlich krasses Gefühl, sich klarzumachen, dass genau hier, wo man als kleines glückliches Mädchen des 21. Jahrhunderts gerade steht, eins (laut Wikipedia) bis zu 500 000 Menschen und viele Millionen Tiere sterben. Die Angaben in meinem Reiseführer fielen allerdings um einiges kleiner aus, Historiker scheinen sich also noch nicht ganz einig zu sein.
Als es uns zu voll wurde und wir jegliche Google-Seiten über das größte je gebaute Amphitheater der Welt durchforstet hatten -die Hintergründe sind nämlich echt interessant-, machten wir uns auf den Rückweg und befanden uns plötzlich unbeabsichtigt in einer weiteren Schlange.
Mit der Eintrittskarte für das Kolosseum erhält man nämlich gleichzeitig Eintritt zu dem Forum Romanums, welches der früher Mittelpunkt des Lebens war und heute eine der bedeutensten Ausgrabungsstätten Roms ist.
Gut, Geschichte, Kultur und Kaffee - nun ist wirklich alles abgehakt.
Abschließend lässt sich nur sagen;
Roma, te amo.
adiós por ahora.
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