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Paris - Hassliebe + Reise Tipps

Gerade hatte ich die Reste meiner Geburtstagsfeier aufgeräumt und meinen Besuch aus Kanada auf den Weg nach Frankfurt gebracht, mein Koffer aus Rom noch nicht ausgepackt, schon ging es mit meinem Französischkurs los in die selbige Landeshauptstadt.



Da es sich um meinen dritten Besuch dort handelte, glaube ich mir inzwischen das Recht herausnehmen zu dürfen, meinen ersten und letzten Eindruck ehrlich zu schildern.
Bei Paris handelt es sich um eine furchtbar dreckige, eine furchtbar graue und auf gewisse Weise auch furchtbar arme Stadt.

"Paris is always a good idea", hat schon Audrey Hepburn gesagt. "When good Americans die, they go to Paris", hat schon Oscar Wilde gesagt. Und irgendwo haben sie damit ja auch Recht. Nur eben nicht über jeden Teil der Stadt. Auf dem Weg in die Innenstadt passierten wir hunderte, am Rande der Hauptstraße aufgebaute Iglozelte. "Übergangsbleiben" für Asylbewerber, wie ich später lernte. Wie es preiswerte Kursfahrten so an sich haben, war unser Hotel auch genau in so einer Gegend located.

Und plötzlich erschien es mir gar nicht mehr so wichtig, ob ich gleich ein Croissant oder einen Crêpe essen würde, ob meine Handtasche zum Lippenstift passte. Ich konnte mich nicht mehr darüber ärgern, dass ich mich zu dünn angezogen hatte oder meine Schuhe drückten. Auf einmal hatte ich einfach nur ein unglaublich schlechtes Gewissen, überhaupt jemals solche Gedanken gehabt zu haben. Neben uns sitzen, stehen, liegen und schlafen Leute, die keine Schuhe haben, aber dafür Hunger. Die lediglich von einem Laken gegen das Unwetter Parises geschützt sind, schlafend auf dem kalten, nackten Betonboden. Die ohne ihre Familie leben, aber dafür in ständiger Angst und Ungewissheit über ihre Zukunft.
Ich wünsche mir -und nehme mir vor-, dass wir uns das vor Augen halten. Dass wir uns klar machen (und zu "uns" gehört JEDER, der über diverse elektronische Geräte Zugriff auf diese Worte hat), in was für einer privilegierten Gesellschaft wir leben. Wie glücklich wir uns schätzen können, in einem wirtschaftlich starken Land ohne Krieg aufgewachsen zu sein.

Aber nun zurück zu den oberflächlichen Themen, den Gründen für Audrey und Oscars Verehrung der Stadt. Den Gründen, dass Paris den Namen der Stadt der Liebe trägt.


 Neben den typischen Touristen Anlaufspunkten wie Marseilles, Notre Dame und dreimal dürft ihr Raten... dem Eiffelturm, standen diesmal auch Szene- und Künstlerviertel auf dem Plan, welche mir um einiges besser gefielen und den anfänglich ungemütlichen Eindruck, den Paris auf mich macht, entschuldigen.


  



Mein liebster Ort in Paris, der jeglichen Müll und Gestank in anderen Stadtteilen wieder gut macht, ist das Montmartre Viertel, gekrönt von der Kreuzkuppelkirche Sacré-Coer.

Jeden Abend bot unser Reiseleiter kostenlose Stadtführungen an, mit denen er bei einer Gruppe junger Mädchen wohl nicht auf all' zu viel Interesse gestoßen wäre, hätte er nicht stets Wein-Fässer bei sich gehabt und darauf geachtet, dass unsere Plastikbecher auch ja nicht leer bleiben würden.
Nach einer Weile empfanden wir den Regen auch gar nicht mehr als so störend und konnten den Geschichten lauschen, sowie Folgendes lernen:




Montmartre lag früher außerhalb der Pariser Stadtmauern, weshalb auch andere Gesetzte herrschten. Zum Beispiel konnte auf eine Alkoholsteuer verzichtet werden. Der erschwingliche Alkohol zog natürlich die "freien Geister" sprich, die französischen Künstler an. Diese ließen sich also dort nieder um ihre Arbeit zu verrichten, welche auch darin bestand, hübsche, dezent bekleidete Frauen zu zeichnen. Sie sprachen Frauen auf der Straße an und äußerten das Angebot, sie dafür zu bezahlen, ihren nackten Körper zeichnen zu dürfen. Und wie hätte es anders kommen sollen, entwickelte sich die Prostitution...
Davon ist heut zu tage natürlich nichts mehr zu sehen, dafür besteht aber die Möglichkeit, den ehemaligen Wohnsitz des Malers Vincent van Gogh zu besichtigen, erschwingliche Kunstwerke zu erwerben, gediegen (und teuer) zu speisen oder einfach einen schönen Ausblick, Musik und angenehme, lebendige Atmosphäre zu genießen.
Der Stadtführer hatte immer eine Geschichte parat, so natürlich auch zu Van Gogh. Er erzählte, dass er zu Lebzeiten (wie das bei den meisten Künstlern ja zu sein scheint) arm und unerfolgreich war. Das einzige Bild, welches er im Laufe seines Lebens verkaufte, erwarb ein Freund seines Bruders, welchem der Bruder das Geld für den Kauf gab, da van Gogh es nicht annehmen wollte.





 




Künstlerisches Flair liegt natürlich heute immer noch eine Menge in der Luft, deshalb großen Dank an Kim, welche ohne große Widerworte jeder Bitte um ein Foto nachkam (und am Ende sogar ihr Essen mit mir teilte, es geschehen noch Zeichen und Wunder).







 



Auch abends ist das Montmartre-Viertel wärmstens zu empfehlen, es gibt oft live Musik und andere Attraktionen wie Artisten und Feuerspeier, sowie eine Bar am Fuße des Viertels welche Cocktails für 5,50€ anbietet und unseren Abend noch schöner machte, als er ohnehin schon war.


  

Ein weitere Entdeckung war der Laden "Mad Vintage", in der rue Saint-Denis, ganz in der Nähe des riesigen Shopping-Centers Les Halles, indem man definitiv alles findet, was das Herz begehrt. Wessen Herz aber für besondere Einzelstücke und Vintage Markensachen schlägt, dem empfehle ich den Second Hand Laden, in dessen Keller so manche Schätze schlummern.

Last but not least - und apropos "Markensachen" - , ein weiterer Lieblingsort von mir ist das Einkaufshaus La Fayette. und das nicht nur, weil die Designertaschen mein Herz höher schlagen lassen und mir klar wird, wozu ich mein Abitur mache und studieren werde, sondern auch der einzigen "erschwinglichen", sogar kostenlosen Sache des ganzen Kaufhauses wegen; dem einzigartigen Ausblick über Paris.





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