Direkt zum Hauptbereich

Ein Jahr im Leben

Deutschland, 30. August 2015
mein letzter Tag in Deutschland. Ein Tag voller Umarmungen, Abschiede, Tränen. Sich für ein Jahr zu verabschieden war nicht leicht. Der einzige Trost? 'In einem Jahr bin ich ja wieder hier.'



Abschied von Familie und Freunden in Deutschland und die Eingewöhnung am Anfang wird am schwersten, dachte ich. Ab und an mal Heimweh im Winter aber am Ende wird alles gut, dachte ich. Jetzt geht es erneut ans Abschied nehmen. Ebenfalls von Familie und Freunden. Diesesmal ist es allerdings nicht für "bis auf nächstes Jahr" dieses Mal ist es für immer. Und das zu realisieren ist verdammt schwer, aber wenn es soweit ist, tut es umso mehr weh.
Dieses "eine Jahr" für welches man sich von zu Hause trennt ist eben mehr als nur "ein Jahr".

Es ist nicht ein Jahr im Leben, es ist ein Leben im Jahr.

Ein Jahr, in dem man von ganz vorne anfängt, sich eine neue Familie aufbaut, neue Freundschaften. Ein Jahr in dem aus Familie Freunde werden und meine Freunde Familie wurden.


Anfangs lagen die Monate vor einem, wie ein quasi wie ein leeres Feld (jaja, jetzt kommt die Landwirts' Tochter in mir hoch). Direkt am Anfang ist der Aufwand am Größten. Es muss entschieden werden, womit das Feld bestückt wird, die 'Spreu vom Weizen' unterschieden werden. Na klar, im Laufe des Jahres wird das ein oder andere Unkraut noch hinausgepflückt und dafür kommen noch ein paar hübsche Mohnblumen am Wegesrand hinzu, aber der Grundstein wird gelegt. Die Saat braucht ein wenig, um zu keimen und sprießen. Das ist mit Enttäuschungen verbunden und viel Geduld ist gefordert. Aber diese zahlt sich aus, nach und nach werden standhafte kleine Pflanzen sichtbar. Auf allem Lebensfeldern, dem familiären, in der Schule, in dem der Freundschaft. Das Jahr geht weiter, Zuwendung ist erfordert, es wird gegossen, Strahlen der Sonne und positiven Energie tun gut. Dann, ganz langsam, platzen die ersten Knospen und Blüten kommen zum Vorschein, wie Menschen, denen du vertrautest und welche nun deinen Alltag erhellen. Nach und nach wird das Feld immer bunter, mehr Kontakte festigen sich, mehr abwechslungsreiche Erfahrungen werden gesammelt.
Nach einem Jahr, all' der Mühe und Liebe, ist das Feld voll von bunten Blumen. Voll mit Momenten, Ausflügen, Liebe und Freunden. Nun lässt es sich leben, es ist perfekt, vollbracht.
Und genau dann, wenn der Grundstein gelegt ist, reiche Ernte zu tragen, ist das Jahr zu Ende. Ein furchtbarer Frost, Tornado, was auch immer, kommt über das Land und das ganze Feld, die ganze Arbeit ist weggeblasen. Auf immer und ewig. Und das einzige was bleibt, ist die Erinnerung sowie Fotos (und das ein oder andere Instagram Bild).

  

Es ist einfach so unfassbar traurig, daran zu denken, das mein Leben hier für immer vorbei sein wird. Ich meine klar, ein weiterer Urlaub in Kanada und ein Treffen mit Freunden in Italien steht jetzt nicht nur in den Sternen, nur es wird eben nie wieder das 
selbe sein. Wir werden nie wieder gemeinsam zur Schule gehen, wir werden nie wieder ein weiteres Kind in unseren Gastfamilien sein, wir werden nie wieder diesen wundervollen Alltag weiterführen und wir werden nie wieder mit den selben Leuten im Unterricht sitzen.
Schwer vorzustellen. Ich kann's mir gar nicht vorstellen. 
Man hat so lange auf das Jahr hingearbeitet, so viele Vorbereitungen, so viele Erwartungen. Und dann? Auf einmal ist es vorbei und es wird sich von allem verabschiedet.
Für immer




Kommentare